Mit ihrem heutigen Gipfeltreffen buhlen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel auch um das Vertrauen der Märkte in die Eurozone. Bekenntnisse reichen nicht aus. Doch sind Frankreich und Deutschland zu mehr bereit?
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy wollen sich auf eine gemeinsames Vorgehen gegen das Börsenchaos einigen
Seit die Weltbörsen verrücktspielten, war von Angela Merkel nichts zu sehen. Die urlaubende Kanzlerin schwieg und wollte damit Ruhe ausstrahlen. Nun fliegt sie nach Paris. Zusammen mit Präsident Sarkozy will sie die Rettung der wankenden Euro-Zone vorantreiben.
Frankreich und Deutschland unternehmen einen neuen Anlauf zur Zusammenlegung ihres Militärschiffbaus. Nach FTD-Informationen wollen die Konzerne ThyssenKrupp und DCNS sowie die Regierungen in Berlin und Paris nach der Sommerpause Gespräche über ein "EADS der Meere" aufnehmen - eine Zusammenarbeit nach dem Vorbild des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns.
Erste Kontakte habe der französische Botschafter mit ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme eingefädelt, sagten Insider. Auch das Management der Werftenkonzerne beider Länder - der Pariser Staatswerft DCNS, des Anteilseigners Thales sowie von ThyssenKrupp - sei bereits eingebunden, ebenso die Bundesregierung. Der Prozess stehe noch am Anfang, hieß es. Weder ThyssenKrupp noch die Bundesministerien für Wirtschaft und Verteidigung wollten sich am Wochenende dazu äußern.
"Von einer Kröte, die man zu schlucken habe, sprach vor rund zehn Jahren die Daimler-Führung, als der deutsch-französische Luftfahrtkonzern EADS gegründet wurde. Gemeint war die französische Staatsbeteiligung, die die Deutschen von Anfang an einzudämmen versuchten. Mit wenig Erfolg, je stärker sich die französische Privatwirtschaft zurückzog, desto stärker wurde bei EADS der französische Staat. (...)
Wenn das Projekt eines "EADS der Meere" zum Erfolg geführt werden soll, müssen Deutschland und Frankreich so gut es geht verhindern, dass der Zusammenschluss ähnlich vom Streit um zu viele Standorte, Kompetenzgerangel und dauernde Rempeleien in der Führungsebene in Mitleidenschaft gezogen wird wie EADS.
Dabei wäre ein Zusammenschluss sinnvoll. Für die deutsche Seite würde die viel stärkere Atom-Seemacht Frankreich bislang unzugängliche Märkte öffnen. ThyssenKrupp ist mit seiner Werftentochter Blohm + Voss von der Bundesmarine abhängig.
Die Franzosen würden stark von der überlegenen deutschen Technik profitieren. Beide Seiten könnten Überkapazitäten abbauen. Und würden sie ihr Know-how kombinieren, könnten sie gar dazu beitragen, den Wirrwarr teils inkompatibler Kommunikationssysteme in der Nato abzubauen. (...) "
Alain Juppé hat sich alle Mühe gegeben. Der französische Außenminister, der seinen deutschen Kollegen in seine Heimat nach Bordeaux eingeladen hat, führt Guido Westerwelle am Samstag zum Mittagessen auf das Weingut Château Haut-Brion im Nachbarörtchen Pessac. Dort werden beide Minister, die nach jeweils schwierigem Beginn vor knapp vier Monaten beschlossen haben, einen neuen Anfang zu wagen, von Hausherr Prinz Robert von Luxemburg empfangen.
Nicht nur bei den Themen Griechen-Hilfe und Libyen kracht es derzeit zwischen und Deutschland und Frankreich. Die Regierungen der beiden Länder wollen deshalb ihrer belasteten Freundschaft in Berlin einen neuen Impuls geben.
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy unternehmen einen neuen Versuch, die deutsch-französische Sprachlosigkeit zu überwinden. Wenn sich die Kanzlerin und der Präsident am Freitag in Berlin sehen, geschieht das zwar offiziell zur Vorbereitung des anstehenden EU-Gipfels. Dabei stehen sehr konkrete und teilweise konfliktreiche Themen auf der Tagesordnung: der neue Euro-Rettungsplan und der Militäreinsatz in Libyen, der Nahostkonflikt und der Bürgerkrieg in Syrien, dazu der EU-Beitrittswunsch Kroatiens.
Der Druck vor dem Treffen von Kanzlerin Merkel mit Frankreichs Präsidenten Sarkozy ist groß: Die europäischen Partner und die Finanzmärkte erwarten einen Lösungsvorschlag für das am Abgrund stehende Griechenland. Dabei ist das Verhältnis der beiden Staaten so belastet wie lange nicht mehr.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französiche Präsident Nicolas Sarkozy diskutieren bei einem Treffen in Berlin über das hoch verschuldete Griechenland. Strittig ist, wie das Land vor der Pleite gerettet werden soll. Sollten sich beide nicht einig werden, dann sei die Idee von Europa in Gefahr, sagt Hans Stark, Generalsekretär des Studienkomitees für deutsch-französiche Beziehungen.
Mit kritischem Blick verfolgen offizielle französische Kreise in Berlin die – in ihren Augen offenkundig zu wenig engagierte – Kooperation der Bundesregierung in Europa und mit Frankreich. Vor dem Besuch des französischen Staatspräsidenten Sarkozy, der am Freitag von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundeskanzleramt empfangen wird, wurden Bedauern und Aufforderung in die Formel gekleidet: „Wir brauchen mehr Deutschland.“ Dies sei das vorherrschende Gefühl in Frankreich.
Am Freitag beginnt das Deutsch-Französische Volksfest. Auch andernorts ist die Grande Nation in Berlin präsent - mit Design aus Paris, Kuchen aus der Normandie und Düften der Provence