Gemeinsame Unterbringung deutscher und französischer Einrichtungen

Das französische Außenministerium und das Auswärtige Amt praktizieren seit langem eine enge institutionelle Zusammenarbeit, um ihre Strukturen einander anzunähern und ihre Ressourcen im Ausland für beide Seiten nutzbar zu machen und so auf lokaler Ebene Synergien zu schaffen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden auch die Projekte der gemeinsamen Unterbringung, also der gemeinsamen Nutzung von Räumlichkeiten, die diplomatischen, konsularischen oder kulturellen Zwecken dienen.

1. Gemeinsame Unterbringung diplomatischer Missionen

Ausgehend von den positiven Erfahrungen in Kap Verde (1997-2001), Malawi, Kasachstan (mit unseren Partnern aus Großbritannien), in Bosnien und Herzegowina (Banja Luka) und in Montenegro haben die beiden Außenminister auf dem Deutsch-Französischen Ministerrat am 26. Oktober 2004 eine Liste von Projekten der gemeinsamen Unterbringung gebilligt, die seitdem noch erweitert worden ist.

Gegenwärtig gibt es drei gemeinsam untergebrachte diplomatische Missionen beider Länder:

- In Lilongwe (Malawi) betreibt Frankreich in der Deutschen Botschaft eine diplomatische Außenstelle;
- in Banja Luka (Bosnien und Herzegowina) wurde im Juli 1997 ein deutsch-französisches Büro bei den Behörden der Republika Srpska eingerichtet;
- in Monrovia (Liberia) wurde die Französische Botschaft im April 2007 in Räumlichkeiten auf dem Gelände des deutschen diplomatischen Compounds wiedereröffnet.

Auf dem Deutsch-französischen Ministerrat vom 12. Oktober 2006 wurde das "Rahmenabkommen über die gemeinsame Unterbringung diplomatischer Missionen und konsularischer Vertretungen" unterzeichnet.
Am 26. September 2007 wurde es nach Billigung durch den Senat von der französischen Nationalversammlung ratifiziert.

Das Rahmenabkommen, in dem festgelegt ist, welche allgemeinen Bestimmungen hinsichtlich der Vertretung, der materiellen Rechtsverhältnisse und der Betriebsmodalitäten für die gemeinsame Unterbringung zwischen den Parteien gelten, ist am 3. März 2008 in Kraft getreten. Es wird durch Sondervereinbarungen betreffend bauliche Fragen oder Fragen des Betriebsablaufs ergänzt werden.

Das erste Vorhaben in diesem Rahmen soll die vorgesehene gemeinsame Unterbringung der diplomatischen Missionen in Maputo (Mosambik) sein. Andere Vorhaben sind zum Beispiel in Dhaka oder Rio de Janeiro in Planung.

Im kulturellen und schulischen Bereich ist es aufgrund der unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen in beiden Ländern nicht möglich, ein derartiges Rahmenabkommen zu schaffen - es müssen also von Fall zu Fall Einzelabkommen getroffen werden.
 

2. Gemeinsame Unterbringung kultureller Einrichtungen

Auf dem Gebiet der Kultur konnten bereits gute Erfahrungen mit der gemeinsamen Unter­bringung von französischen Kulturzentren (Centre culturel français, CCF) bzw. Einrichtungen der Alliance française (AF) und Goethe-Instituten, Goethe-Zentren oder deutschen Mittlerorganisationen gemacht werden.
Die Intensität der Zusammenarbeit ist unterschiedlich: von der schlichten gemeinsamen Unterbringung im selben Gebäude bis hin zu wirklichen Partnerschaften mit dem Austausch von Dienstleistungen und abgestimmten Aktionen.

1. Französische Kulturzentren (CCF) und Goethe-Institute (GI)
- In Luxemburg sind das CCF, das Goethe-Institut, die Deutsche Botschaft in Luxemburg und die luxemburgischen Behörden seit Oktober 2003 am Institut Pierre Werner beteiligt;
- Italien: CCF, GI und Goethe-Zentrum in Palermo;
- Palästinensische Gebiete: CCF und Goethe-Institut in Ramallah bilden seit Mai 2004 gemeinsam das deutsch-französische Kulturzentrum Ramallah.

2. Alliance française (AF) und GI
- Schottland: AF und GI in Glasgow (seit Juli 2004);
- England: AF und GI in Manchester;
- Portugal: AF und GI in Porto (seit Oktober 2006);
- Russland: AF, ein Lesesaal des GI und British Council sind in Jekaterinenburg seit März 2003 im selben Gebäude untergebracht.

3. Alliance française und Organisationen zur Förderung der deutschen Sprache und Kultur unter dem Dach des GI
- Pakistan: in Lahore AF und Annemarie-Schimmel-Haus (Deutsch-Pakistanische Gesellschaft Lahore) seit Januar 2005;
- Bolivien: AF und Goethe-Zentrum bilden seit Juli 1997 gemeinsam das deutsch-französische Kulturzentrum Santa Cruz de la Sierra;
- Uganda: in Kampala AF und Goethe-Zentrum (früher Deutsch-Ugandischer Kulturverein) seit November 2006.

4. AF und Organisationen zur Förderung der deutschen Sprache und Kultur außerhalb des GI
- Brasilien: AF in Niterói und Instituto Cultural Germânico (ICG) bilden seit Mai 2006 gemeinsam das deutsch-französische Kulturzentrum;
- Italien: Das Französische Haus in Bologna beherbergt sowohl die AF als auch das deutsche Kulturinstitut Bologna.
- Kirgisistan: Anlässlich des Deutsch-Französischen Tages (22.01.2009) wurde das Deutsch-Französische Zentrum in Bischkek eröffnet, in dem die AF, die französische Mediathek, der Deutsch-Akademische Austauschdienst und ein Büro der Zentralstelle für das Auslandschulwesen untergebracht sind. Seit 2006 besteht bereits eine intensive Zusammenarbeit auf kultureller Ebene, unter anderem mit einem deutsch-französischen Filmfestival und mehreren deutsch-französischen Beteiligungen an einem Jazzfestival.

3. Gemeinsame Unterbringung schulischer Einrichtungen

Deutsch-französische schulische Einrichtungen in Drittländern (Eurocampus) reichen von der Grundschule bis zur Oberstufe. Die Zusammenarbeit umfasst zwei vorteilhafte Aspekte: den logistischen sowie den sprachlichen. Zur gemeinsamen Nutzung der Räumlichkeiten und Ausstattung kommt oft gemeinsamer Unterricht im künstlerischen und sportlichen Bereich, der die sprachliche Vielfalt fördert. In manchen Einrichtungen gibt es gemeinsame Kultur- und Sportveranstaltungen, zum Beispiel Weihnachtsfeiern.

Es gibt deutsch-französische Eurocampus in Dublin, Zagreb, Manila und Shanghai sowie einen deutsch-französisch-britischen Eurocampus in Taipeh.

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